NEF-Exkursion nach Selb und Hof

Pünktlich zur offiziellen Aufnahme des Eisenbahnbetriebs auf dem Vereinsgelände am Lokschuppen Selb-Stadt starteten die Nürnberger Eisenbahnfreunde am Samstag, dem 20. April, zu ihrem ersten Ausflug des Jahres 2024.

Als Gastgeber für die 29 mitgereisten Teilnehmer/-innen boten die Mitglieder des MEC Selb-Rehau e. V. (MuEC) einiges auf. Neben der Besichtigung diverser regional-typischer Lok- und Wagenexponate (u.a. auch der Dampflok 64 019), des Lokschuppens mit Drehscheibe, den Lokbehandlungsanlagen sowie dem früheren Stellwerk „Sf“ Selb-Stadt präsentierten die Clubmitglieder auch stolz ihre 1934 von der Lokomotiven- und Motorenfabrik Deutz in Köln produzierte Kleinlokomotive „Kirchenlamitz“. Die unter der Fabriknummer 12638 gebaute Maschine ist seit Kurzem hauptuntersucht. Mit dem jetzt fahrfähigen Exponat kann der 1973 gegründete Verein nunmehr auch Mitfahrten auf dem Führerstand innerhalb seines vereinseigenen Geländes anbieten.

Bild 1: Blick vom Stellwerk „Sf“ auf Lokschuppen, Drehscheibe und Freigleise mit einigen vereinseigenen Exponaten des MuEC.

Bild 2: In bester Verfassung zeigt sich die 90jährige Kleinlok „Kirchenlamitz“ (Deutz 12638) auf der Drehscheibe des MuEC e.V. in Selb-Stadt. Sie ist seit kurzem wieder betriebsfähig und steht dem Verein auch für Führerstandsmitfahrten zur Verfügung.

Bild 3: Recht spartanisch, aber gleichwohl sehr funktionell gestaltet sich das Innere des Führerstandes von der Kleinlok „Kirchenlamitz“.

Vor der jüngst erteilten Zulassung als „nichtbundeseigene öffentliche Serviceeinrichtung für Schienenfahrzeuge“ waren allerdings langwierige und aufwändige Vorbereitungen zu meistern. So wurden die Gleisanlagen umfangreichen Prüfungen unterzogen und neben der Kleinlok erhielt auch die Drehscheibe eine Hauptuntersuchung. Zudem galt es für den Verein und seine verantwortlichen Mitglieder, zahlreiche bürokratische Hürden und verwaltungsorganisatorische Vorbereitungen zu stemmen.

Wer wollte, konnte sich auch im Drucktastenstellwerk Selb-Stadt „Sf“ einen Überblick über den gesamten ehemals von hier aus gesteuerten Gleisbereich verschaffen und das Areal des MuEC aus erhöhter Perspektive betrachten. 

Bild 4: Der Arbeitsplatz des Fahrdienstleiters im ehemaligen Drucktastenstellwerk „Sf“ in Selb-Stadt lässt gut den ursprünglichen Umfang der Gleisanlagen (und damit die frühere Bedeutsamkeit des Bahnhofes) erkennen.

Zum Abschluss des Besuchs stärkten sich die Teilnehmer im Aufenthaltsraum des Vereins mit köstlichen Selber Bratwürsten und hausgemachtem Kartoffelsalat, begleitet von fränkischen Bierspezialitäten oder anderen Getränken. So mancher wollte sich hier zudem ein wenig aufwärmen, hatte Petrus zwar für meist überraschend freundliches, aber auch für windig kühles und manchmal etwas regnerisches Wetter gesorgt. 

Bild 5: Raimund Scheder, 1. Vorsitzender der Nürnberger Eisenbahnfreunde, bedankt sich im Namen aller Teilnehmer bei seinem Kollegen Michael Pelz vom MuEC für die Gastfreundschaft.

Und nicht zu vergessen: diverse Wandfotos im Vereinsheim lieferten dem aufmerksamen Betrachter eindrückliche Belege von der früheren Blütezeit der Bahn in der Porzellanstadt sowie dem ehemals umfangreichen Güteraufkommen des Bahnhofs Selb-Stadt. Nach den radikalen Rückbau-Maßnahmen, bei denen auch die Anlagen des MuEC Selb/Rehau ihren Gleisanschluss verloren und sich das respektable, inzwischen umgewidmete Empfangsgebäude lediglich neben einem einzigen Stumpfgleis zeigt, erscheint heute die alte Herrlichkeit nur schwer nachvollziehbar.  

Bild 6: Ansicht der auf einen Teil der Anlagen des vereinseigenen Betriebsgeländes des Modell- und Eisenbahnclubs Selb/Rehau e.V. Vorne neben der Fernsprechbude steht ein alter Flachwagen mit Telegrafenmasten, zwischen den Gleisanlagen eine damals noch überall typische Bahnhofsuhr und im Hintergrund das ehemalige, seinerzeit sehr moderne Drucktastenstellwerk „Sf“.

Aktuell existiert lediglich ein vereinfachter Nebenbetrieb zwischen Selb-Plößberg und Selb-Stadt. Die einst weiterführende Strecke nach Holenbrunn wurde am 01.Mai 1994 im Gesamtverkehr stillgelegt – man wollte sich u.a. neue Brückenbauwerke bei der damals im Bau befindlichen A 93 ersparen… 

Im Schienenersatzverkehr nach Selb-Plößberg gab es für die aufmerksamen Mitfahrer aus dem Bus verschiedene Blickkontakte zur nunmehrigen 3,56 km kurzen Stichbahn nach Selb-Stadt, die ein ums andere Mal gekreuzt wurde und trotz ihrer zahlreichen engen Kurvenradien immer noch die weitaus schnellere Alternative zum Omnibus darstellt. Ein agilis VT 650, aus dem tschechichen Aš (Asch) kommend (das seit 2015 wieder von Deutschland aus auf dem Schienenweg angeschlossen ist), nahm die NEF-Gruppe pünktlich auf und brachte sie über den Bahnhof Oberkotzau (der offenkundig leider dem endgültigen Verfall geweiht scheint) nach Hof. 

Nach einem kleineren Fußmarsch zum Clubraum der Hofer Eisenbahnfreunde e. V. erwartete die Teilnehmer dort die Präsentation der eindrucksvollen 2-Leiter-Modellbahnanlage des MEC. Auf etwa 80 qm sind in einer detailreich und liebevoll gestalteten Mittelgebirgslandschaft ca. 500 Meter Gleise verlegt. Drei Schattenbahnhöfe bieten Abstellfläche für 35 Zuggarnituren aus mehreren, meist jüngeren Epochen. Zahlreiche regionaltypische Nachbauten, wie zum Beispiel das Unterkotzauer Eisenbahnviadukt oder die Burgruine „Labyrinth“, sorgen für angemessenes Lokalkolorit.

Bild 7: Seit 1976 nutzt der MEC Hof das ehemalige Stellwerk 8 an der Nordausfahrt des Hofer Hauptbahnhofes als Clubheim – ein wahres Schmuckstück!

Den Programmausklang des Tages bildete ein gemütliches Beisammensein im Clubheim des MEC Hof. Dieses befindet sich an der Nordausfahrt des Hofer Hauptbahnhofs im ehemaligen Stellwerk 8 der Deutschen Bundesbahn am Güterbahnhof. Von „der Cafeteria mit Bahnhofsblick“ aus ließ sich der Bahnbetrieb der „großen Eisenbahn“ gut beobachten (und fotografieren) oder, wie an jenem Tag, auch der eine oder andere plötzlich eintretende Schneeschauer bestens überstehen

Bild 8: Gemütliches Beisammensein und angeregtes Fachsimpeln im Clubraum des MEC Hof, dem früheren Stellwerk 8 der Deutschen Bundesbahn

Der RE 31 brachte dann alle Teilnehmer zügig und direkt zurück zum Nürnberger Hauptbahnhof, wo ein erlebnisreicher und erfüllter Eisenbahn-Ausflugstag seinen Abschluss fand.

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