Für repräsentative Einsätze wurde 1956 von der Firma Wegmann & Co, Kassel, ein Salonwagen, passend zu dem 1953 in Dienst gestellten Nachtgliedertriebzug VT 10 551, nachgeliefert. Als neuntes Zugteil erhielt er die Bezeichnung VT 10 551i. Der Wagen hatte die gleiche Länge von 11.600 mm wie die anderen Mittelwagen. Er war unterteilt in ein Großraum-Salonabteil mit gediegener Ausstattung, ein Einzelabteil für Tag- und Nachtgebrauch mit Schreibsekretär und Einbauschrank, und einen geräumigen Toilettenraum mit Waschgarnitur, Bad und WC. An den Wagenübergängen befanden sich noch weitere Einbauschränke. Die Wände der Abteile und des Seitenganges waren geschmackvoll mit Edelholz verkleidet. Der Wagen konnte an die im Triebzug vorhandene Versorgungsanlage mit Klimatisierung angeschlossen werden.
Da der Triebzug VT 10 551 mit Jakobs-Drehgestellen ausgerüstet war, fiel beim Ein- und Auswechseln des Salonwagens sehr viel Montagearbeit an, und damit auch ein Ausfall der Plandienste des ganzen Triebzuges während dieser Zeit.
Der Salonwagen wurde nur für Staatsfahrten eingesetzt. Bundespräsident Theodor Heuss reiste im Salonwagen im Mai 1956 nach Griechenland, Bundeskanzler Konrad Adenauer fuhr im November 1956 damit nach Paris und besuchte am 01. Januar 1957 mit dem Salonwagen Saarbrücken, da das Saarland an diesem Tag der Bundesrepublik Deutschland beitrat.
Als der Betrieb des Nachtgliedertriebzuges VT 10 551 wegen hoher Wartungskosten und aufgetretener Schäden im Jahr 1957 aufgegeben und anschließend verschrottet wurde, konnte auch der Salonwagen nicht weiter betrieben werden.
Aus den erreichbaren Unterlagen konnte entnommen werden, dass nach der offiziellen Ausmusterung der Salonwagen bis Herbst 1967 weiter im Aw Nürnberg stand. In dieser Zeit wurde er etwa von Mitte 1961 bis Mitte 1966 als Bürowagen von einer Außendienststelle der BD Nürnberg benutzt.
Die Nürnberger Eisenbahnfreunde und der Waggon VT 10 551i
Die Beschäftigung mit der Eisenbahn als Hobby und Aufgabe gab uns das Ziel, einen Eisenbahnwagen mit historischem Wert zu erwerben und zu erhalten, und dies möglichst unter Einbeziehung in das Vereinsleben.
Bei einem Gespräch im AW Nürnberg anlässlich einer Feierstunde bei der Übergabe der 2000sten Diesellok an die Deutsche Bundesbahn im Januar 1967 zeigte sich die Gelegenheit, dem gesetzten Ziel näher zu kommen.
Im AW Nürnberg stand der Waggon VT 10 551i aus dem gleichnamigen Glieder-Triebzug zur Verschrottung an. Der Wagen hatte nach der Ausmusterung des Triebzuges im Jahre 1959, wohl wegen seiner inneren Schönheit, noch einige Jahre eine Art Gnadenbrot verdienen können. Aber jetzt sollte das endgültige „Aus“ gesprochen werden.
Die Nürnberger Eisenbahn-Freunde handelten schnell. Da war ein Stück „Eisenbahn“, wie wir es uns für die Erhaltung vorgestellt hatten. Ab Februar 1967 wurden zahlreiche Gespräche und mannigfacher Briefwechsel mit den zuständigen DB-Dienststellen geführt. Galt es doch neben den Verhandlungen über den Erwerb des Waggons zuvor noch weiteres Wichtiges zu regeln. So musste ein Aufstellplatz vorhanden sein, dann die Überführung vom AW nach dorthin und auch die Aufstellung des insgesamt fast 15 Tonnen schweren Stückes geklärt werden.
Und es gelang uns. Mit Rechnung vom 4. September 1967 des Bundesbahn-Zentralamtes Minden war der Verkauf des Waggons an uns perfekt. Auch die notwendigen Folgeleistungen waren abgesprochen worden. Da wir das Geld für den Kauf nicht aus der Vereinskasse nehmen wollten und auch nicht konnten, lief eine Spendenaktion im Verein an. Dank einiger dreistelliger Beträge und der sonstigen Spendenfreudigkeit konnte in kurzer Zeit über den erforderlichen Betrag verfügt und die Rechnung termingerecht beglichen werden.
Im September 1967 legte uns die Bahnmeisterei Nürnberg-Hauptbahnhof ein Gleisjoch an einer günstigen Stelle in der Nähe des Stellwerkes 15 als Leihgabe ab. Es entsprach den Anforderungen und gestattete auch zukünftig den sicheren Zugang für unsere Mitglieder.
Nachdem im Jahre 1977 das bisher der DB gehörige Gelände um unseren Salonwagen an die Deutsche Bundespost verkauft wurde und diese dort umfangreiche Baumaßnahmen durchführte, war unser Wagen der Post natürlich ein Hindernis.
Nach zähen und langwierigen Verhandlungen zwischen der Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Bundespost und nach schwieriger Suche nach einem geeigneten neuen Standplatz war es schließlich im Jahr 1980 soweit.
Nach über 12-jährigem Stillstand setzte sich der VT 10 551i wieder auf Gleisen in Bewegung und wurde zu seinem neuen Platz vor dem Bahnhofsgebäude Nürnberg-Stein gebracht.
So erreichen Sie den Salonwagen.
Quellen:
50 Jahre VT 10 551i bei den Nürnberger Eisenbahn-Freunden 1967- 2017;
Herausgeber: Nürnberger Eisenbahnfreunde e. V.